Als mich Casimirs Frauchen Anfang Mai 2016 kontaktierte und ich mir vorab die Fotos dieses bedauernswerten Tieres anschaute, drehte es mir das Herz im Leibe um, denn so etwas schreckliches hatte ich bis dahin noch nie gesehen (s. Fotos am Ende der Seite).
Es war wie so oft: Casimir (geb. 2011) und seine Familie hatten eine lange Odyssee durch die Tierarztpraxen und einen langen Leidensweg hinter sich. Er war bereits mit schweren Maulentzündungen aus dem ausländischen Tierschutz bei seiner Familie in Deutschland angekommen (2014) und seitdem war man auf der Suche nach Hilfe für ihn.
Als sich Casimirs Frauchen bei mir meldete, war tierärztlich gerade festgestellt worden, dass die hochgradig entzündeten Schleimhäute im gesamten Maul-/ Rachenbereich bereits weitestgehend zerstört waren. Die Zunge wies solche Gewebezerstörungen auf, dass die Papillen mehr vorhanden waren, die so charakteristisch für die rauhe Katzenzunge sind. Casimirs Frauchen berichtete, dass die Zähne vor einigen Wochen von der neuen Haustierärztin saniert worden waren und das Problem daher nicht aus faulen FORL-Zähnen resultieren könnte. Aber alle Probleme waren nach der OP geblieben und so tropfte dem armen Kater nun seit vielen Monaten/Jahren mal mehr, mal weniger eitriges Sekret aus dem Maul (Foto) und er litt sehr stark.
Die vorher behandelnde Tierärzte hatten versucht, das Geschehen mit Antibiotika, Schmerzmittel, Cortison und Zylexis in den Griff zu bekommen. Die Erfolge währten nur kurz bzw. das Krankheitsbild brach sofort wieder auf, sobald die Medikamente abgesetzt wurden.
Ich nahm Casimir sofort als Patienten auf und riet, erst einmal einen Tierarzt für Zahnheilkunde hinzuzuziehen, um die Zähne erneut checken zu lassen. Da ich selbst an diversen tierärztlichen Fortbildungen zu diesem Fachgebiet teilgenommen hatte, war mir die Brisanz des Gesundheitszustandes dieses Katers durchaus bewusst und ich vermutete, dass ein Teil des Problems ein nicht vollständig saniertes Gebiss war, um nicht zu sagen, dass ich glaubte, dass die behandelnde Tierärztin einfach keine Ahnung von Zähnen hatte und ihr grobe Fehler unterlaufen waren.
Ein wohnortnaher Zahnspezialist war glücklicherweise schnell gefunden. Bis zum Untersuchungstermin führte ich eine Immunsystem unterstützende Behandlung durch. Der Tierzahnarzt fand das nicht gut, da er nach Begutachtung der Maulsituation von einer Autoimmunerkrankung ausging und sich daher besorgt zeigte, dass ich das Gesamtbild mit meiner Behandlung verschlimmern könnte. Ich war nicht besorgt, da ich diese Möglichkeit von Anfang an mit berücksichtigt hatte ;-)
Der Tierzahnarzt stellte in der Erstuntersuchung fest, dass wie erwartet etliche Zähne noch behandlungsbedürftig waren und erneut operiert werden mussten. Die Entzündungen an Schleimhäuten und Zunge sollte dann im weiteren Verlauf beobachtet werden. Es musste also erst einmal ein Zahn-OP-Termin her. Allerdings war Casimir körperlich in einem solch schlechten Zustand, dass das massive Entzündungsgeschehen mit Cortison unterdrückt werden musste, um den Kater überhaupt operationsfähig zu bekommen. Ich behandelte auf Wunsch der Halter im Hintergrund auf meine Weise mit, indem ich den Körper unterstützte, damit er sich bis zur OP erholen konnte.
Als nach 3 Wochen Cortison die Maulentzündungen auf ein akzeptables Niveau gesenkt waren und sich der Kater insgesamt etwas erholt hatte, wurde operiert. Was der Doktor im Rahmen der OP zu sehen bekam geht ganz sicher in die Praxisgeschichte ein: Zähne, deren Kronen einfach entfernt worden waren. Die noch aktiven Wurzeln waren noch im Kiefer vorhanden – und das zahlreich!!!!! Reichlich Entzündungen und Eiter im Kiefer! Der arme Kater musste also zu den massiven Entzündungsschmerzen der Schleimhäute auch grauenvolle, kaum zu ertragene Schmerzen am Zahnapparat erdulden. Es war also die beste Entscheidung gewesen, den Kater einem Zahnspezialisten vorzustellen. Casimir hatte nach der OP nahezu keine Zähne mehr, musste dafür aber keine Zahnschmerzen mehr erdulden – dieses Problem war zumindest schon mal beseitigt.
Dem Doktor ging es übrigens wie mir: So etwas schlimmes hatte er noch nie gesehen! Daher möchte ich an dieser Stelle nochmals dafür werben, Zähne IMMER von einem Zahnheilkunde-Tierarzt bewerten und behandeln zu lassen. Um den wirklichen Zustand des Gebisses bewerten zu können braucht es bei Katzen IMMER ein Röntgen der Zähne (Dentalröntgen) Und ganz ehrlich: Wenn ihr Zahnschmerzen habt, geht ihr ja auch nicht zum Hausarzt, sondern zum Zahnarzt, oder?
Als Kater Casimir von seinem Frauchen und Herrchen nach der OP aus der Praxis abgeholt wurde, erklärte der Tierarzt, dass das massive Entzündungsgeschehen an den Maulschleimhäuten und der Zunge noch einer sehr langen und intensiven Behandlung bedürfe. Von meiner Vorgehensweise war er nicht überzeugt, da er von Homöopathie nichts hielt, aber er akzeptierte natürlich, dass es Wunsch der Halter war, dass ich mit behandelte. Ich konzentrierte mich auf das Entzündungsgeschehen im Maul und die Unterstützung des Immunsystems. So behandelte ich weiter und im Verlaufe der Wochen besserte sich das Geschehen , so das die Entzündungen im gesamten Maul Maul/Rachen vollständig verschwunden waren. Der Tierarzt erklärte, dass von seiner Seite keine Behandlung nötig wäre – er sei über diesen Verlauf sehr erstaunt.
Es ist wichtig zu wissen, dass Katzen mit einem solchen Geschehen lebenslang Unterstützung benötigen, da die Ursachen meist aus einer viralen Infektion (Calici aus dem Katzenschnupfen oder FIV = Felines Immundefizienzvirus) oder einer Autoimmunerkrankung resultieren. Wir sprechen bei solchen Erkrankungen/Symptomen nicht von Heilung, sondern lediglich davon, das Tier in einem akzeptablen, leidfreien Zustand seiner Erkrankung zu halten.
© Marion Frömming
Tierheilpraktikerin
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Die Fotos zeigen Casimir vor und nach seiner Behandlung.
Nach der Behandlung
Casimir wieder mit heilem, sauberen Mäulchen