FeLV-Katzen: Der Umgang ist entscheidend für die Lebenserwartung

Das Feline Leukämivirus (FeLV) ist aus meiner Sicht die todbringendste Infektion für die Katze, da sie nicht behandelbar ist. Damit löst sie FIP ab, welche seit ca. 3 Jahren therapierbar ist. Wenn das Virus im Körper der Katze aktiv wird und onkologische Erkrankungen im lymphatischen System entstehen (z. B. Anämie/Leukämie oder maligne Tumoren = Leukose), ist das Tier 100%ig nicht mehr zu retten. Hauptauslöser für die Virus-Aktivierung ist STRESS – entweder durch anhaltenden Stress (z.B. wenn sich die Tiere untereinander nicht verstehen) oder auch ein einzelnes traumatisches Erlebnis. Natürlich spielen noch andere Faktoren eine Rolle, aber Stress ist der markanteste Faktor.

 

Als ich vor Jahren erfuhr, dass meine Katzen mit FeLV infiziert sind, zog es mir beinahe den Boden unter den Füßen weg. Wie konnte das passieren, wo doch alle in die Gruppe einziehenden Tiere stets getestet wurden? Ja, wie konnte das passieren angesichts der Tatsache, dass von den Tierärzten und Tierschutzvereinen nur Schnelltest geraten und durchgeführt wurden?.... Wie blauäugig ich damals doch war und meine Tiere haben es mit ihrer Gesundheit teuer bezahlt. Und leider sind mir zwischenzeitlich weitere Betroffene begegnet, denen es ganz genauso ging, wie mir: Sie haben ihre FeLV-Katzen ihrer Unwissenheit und falsch-negativen Schnelltests zu „verdanken“.

 

Heute, in Zeiten, wo Corona den Menschen das Leben schwer macht, muss ich niemanden mehr ausführlich erklären, was zuverlässiger ist: Ein Schnelltest oder ein PCR-Test. Und ebenso verhält es sich auch bei den Viruserkrankungen der Katzen. Mir ist es unverständlich, warum Patientenhalter:innen in den Tierarztpraxen unzureichend aufgeklärt werden und es ein ständiges Kämpfen und Ringen um jeden PCR-Test gibt, wenn man diesen wünscht. Das ist keine Behauptung, sondern ein Erfahrungswert der vergangenen Jahre. 

 

Manchmal habe ich den Eindruck, dass FeLV-Katzen in den Praxen als Tiere 2. Klasse rangieren und ich bin mehr als verwundert, wie gering die Kenntnisse hinsichtlich Praxishandling und Behandlung sind. Man scheint landauf und landab allgemeinhin nicht zu wissen, dass Kleinigkeiten im Umgang mit dem Tier entscheidend sind, damit der Stress so gering wie möglich gehalten wird. Wenn ich die letzten Jahre, meine persönlichen Erfahrungen und die zahlreichen Beratungsgespräche Revue passieren lasse, komme ich zu dem Schluss, dass der überwiegende Teil glaubt, dass eine FeLV-positive Katze sowieso nicht lange lebt und „es letztendlich egal ist – sie stirbt ja ohnehin in naher Zukunft“. 
Das macht mich richtig sauer, denn so muss es nicht sein – vor allem nicht, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und auch die Tierarztpraxen diesbezüglich eine adäquate Unterstützung wären. Vielen scheint nicht bewusst zu sein, dass durchaus ein stressiger Tag in der Tierarztpraxis und/oder eine traumatische Erfahrung DER Auslöser für einen Krankheitsausbruch sein kann. JEDER Stress kann der sein, der zum Krankheitsausbruch führt – auch der eines Tierarztbesuches! Da bin ich leider auch persönlich leidgeprüft. Lieselchen und Molly verabschiedeten sich 4 Monate nach der Kastration. 

 

Folgendes wünsche ich mir von Tierarztpraxen im Umgang mit FeLVis:

 

Adäquate Beratung zu den Virus-Testverfahren:

Eine PCR-Testung sollte bitte ein Thema sein und genannt, erklärt, geraten sowie durchgeführt werden. 

 

Geringere Anzahl der Praxisbesuche/
Zusammenfassung mehrerer Untersuchungen in einem Termin: 

Soviel wie nötig und so wenig wie möglich. Je häufiger FeLV-Katzen einbestellt und die Stressphasen in die Länge gezogen werden bzw. sich ständig wiederholen, desto höher wird das Risiko für einen Krankheitsausbruchs. Meiner persönlichen Erfahrung und Beobachtung nach liegt ein Krankheitsausbruch in einer Zeitspanne von einem halben Jahr nach oder innerhalb eines Stresserlebens. Oder anders herum gesagt: Wenn eine FeLV-Katze einen Krankheitsausbruch hat, wird man beim zeitlichen Rückblick innerhalb dieser Zeitspanne nicht selten fündig. Man sollte als betroffene/r Halter:in Tierarztbesuche (insbesondere Narkoselegungen und Zahnuntersuchungen) dennoch NICHT vermeiden, aber sehr detailliert und gemeinsam mit der Tierarztpraxis planen und vorher das Immunsystem der Katze unterstützen!

 

Praxisablauf und Handling für FeLVis anpassen: 

FeLVis sollten im Praxisablauf eine Sonderstellung einnehmen dürfen. Es ist schon bei Terminvereinbarung häufig schwierig klar zu machen, dass vor einer anstehenden längeren Behandlung/Untersuchung, wie Kastration, Dentalröntgen etc. das Tier NICHT stundenlang in irgendeinem Hinterzimmer in der Transportbox warten muss. Zwischen Einbestellen und Untersuchung sollte nur eine kurze Zeitspanne liegen. Auch sollte das Tier nach der Behandlung so schnell wie möglich wieder nach Hause in seine gewohnte Umgebung entlassen werden und es nicht ewig warten müssen bis die Halter:innen es abholen (dürfen).

Stationäre Aufnahmen sollten nur durchgeführt werden, wenn es medizinisch unumgänglich ist. Besser ist es, das Tier möglichst Zuhause zu behandeln. Diesbezüglich hatte ich in den vergangenen Jahren bislang nichts zu beanstanden – ganz im Gegenteil, da habe ich gute Erfahrungen gemacht. In der Regel raten Tierärzte dazu, die Tiere Zuhause zu behandeln, wenn es für die Halter:innen machbar ist. 

 

Katzen im Allgemein und FeLVis im Besonderen sollten Ruhe im Wartebereich haben. Bellende Hunde und hektische Betriebsamkeit machen zusätzlichen Stress. Diese Tiere brauchen Ruhe. 

 

Überlegte Medikamententherapien:

Antibiotikum und Protonenpumpenhemmer (Omeprazol, Pantoprazol etc.) sollten nur verordnet werden, wenn es wirklich angeraten ist, denn diese schädigen das Darmmikrobiom (ehemals: Darmflora) nachhaltig und damit das Immunsystem. Und wenn diese Katzen etwas brauchen, dann ist das: Immunsystem, Immunsystem, Immunsystem – und zwar ein hervorragendes!!!!! Ein desolater Darm bringt kein gutes Immunsystem hervor.

Ich muss ich es leider wieder ansprechen: Die suppressive Behandlung mit Glukokortikoiden (Cortison) geht wirklich gar nicht bei FeLVis (außer bei einem akuten allergischen Schub mit Gefahr von Schock oder bei Asthma). Das Immunsystem ohne besondere Indikation mit Cortison zu unterdrücken, grenzt bei FeLV-Katzen nahezu an Totschlag. Sorry, aber das muss ich hier wirklich mal so sagen, weil ich es ständig über all die Jahre so erlebte. Ich bin so fassungslos darüber, wie wenig über die Konsequenzen einer solchen Behandlung bei Felinem Leukämievirus (und anderen Viruserkrankungen) nachgedacht wird oder diese Tatsache schlicht egal zu sein scheint. Mittlerweile habe ich allerdings 3 (!!!!) Tierärztinnen persönlich kennenlernen dürfen, die dies von sich aus auf dem Schirm hatten und versicherten, dass Cortison nur aus den o. g. Notfallgründen verabreicht würden. 

 

Last but not least: 

Was mich am meisten aufregt: Der Umgang mit der sterbenden FeLV-Katze

Wie oft erlebe ich es, dass mich verzweifelte Halter:innen für eine Zweitmeinung und/oder ergänzende Behandlung kontaktieren. Die geliebte Katze hat die Diagnose Leukose erhalten und damit entweder einen Tumor oder das Blutbild ist in einem katastrophalen Zustand. Ich bin dann allerdings oft schockiert, wütend und traurig, welche Therapien seitens der Veterinäre vorgeschlagen und durchführt werden. Man mutet dem geschwächten Tier zu, dass man ihm Tumore operativ entfernt und Bluttransfusionen verabreicht, obwohl man ganz genau weiß, dass diese Therapieansätze völlig ins Leere laufen. 

 

Ich möchte es an dieser Stelle insbesondere für die betroffenen Halter:innen klar sagen: 

Eine FeLV-Katze mit einer ausgebrochenen onkologischen Erkrankung wird keinesfalls mehr geheilt werden können! Da hilft kein Cortison, kein Antibiotikum, keine Bluttransfusion und keine Operation und erst recht keine Globuli etc. Nichts wird das Tier retten. Der Zeitpunkt des Abschieds rückt nun leider in Sichtweite. Oft, aber nicht immer, sind von der Diagnose bis zur Regenbogenbrücke nur wenige Tage. Meine Rosalie hat mit einem gewaltigen malignem Lymphom im Brustkorb alle in Erstaunen versetzt - sie hat damit ein gutes halbes Jahr gelebt, was ein wahres Wunder war. 

Ja, man kann mit der einen oder anderen Maßnahme etwas Zeit gewinnen, aber um welchen Preis? Wer schon mal einen aktiven Virus im Körper hatte, weiß, was ich meine: Man ist sehr geschwächt und fühlt sich elend. Und in solch einem Zustand eine o. g. Behandlungen über sich ergehen lassen zu müssen, ist für das betroffene Tier nicht gut. Selbstverständlich muss man die jeweiligen Umstände des betroffenen Tieres berücksichtigen. 

 

Wenn sich betroffene Halter:innen bei mir melden, sehe ich es als meine Aufgabe, genau das zu erläutern und dafür zu werben, das Unvermeidbare anzunehmen. Auch wenn die Angst riesengroß ist: Viel besser ist es doch, wenn man sich ruhig verabschiedet, um dem geliebten Tier einen sanften Lebensausklang zu schenken und man selbst diesen Abschied in 'guter Erinnerung' behalten kann, statt sich „hinterher“ Vorwürfe zu machen, den kleinen Liebling noch mit sinnlosen Therapien und unnötigem Stress überschüttet zu haben. Und genau an dieser Stelle würde ich mir mehr Standing der behandelnden Tierärztinnen und Tierärzte wünschen. Ja, ich weiß: Die Halter:innen drängen auf Therapie – man möchte das Gefühl loswerden, dem Tier ohnmächtig (ohne Macht) beim Sterben zuschauen zu müssen, aber wir, die Beratenden, haben es größtenteils in der Hand, Vor- und Nachteile der jeweiligen Vorgehensweise aufzuzeigen.

 

FeLV-Katzen und ihre Halter:innen haben es wahrlich nicht leicht, aber die Tiere können viele wunderbare und gesunde Jahre verbringen, bis es zu einem Krankheitsausbruch kommt. Bis dahin ist der Weg für Halter:innen oft von Sorge begleitet. Dies sollten wir berücksichtigen und im Handling besonders unterstützen. 

 

Ich freue mich über jeden, der einem FeLVi ein wunderbares Zuhause schenkt und über jede Tierärztin und jeden Tierarzt, die/der bereit ist, den Halter:innen in allem ein bisschen mehr entgegenzukommen und sie dadurch auf diesem besonderen Wege zu begleiten. Es kostet nicht viel Aufwand und hat so eine entscheidende Wirkung für die FeLV-Katze. 

 

© Marion Frömming

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Für meine FeLVis, die ich auf ihrem/unserem Weg begleiten durfte:

Friedelchen  ╬ 2012, 8 Jahre

Anton, ╬ 2014, 9 Jahre

Oskar, ╬ 2016, 11 Jahre

Mariechen, ╬ 2018, 2 Jahre

Rosalie, ╬ 2018, 6 Jahre

Dobby, ╬ 2018, 7 Jahre

Molly, ╬ 2019, 1 Jahr
Lieselchen, ╬ 2019, 1 Jahr
Lilly, 7 Jahre
Klärchen, 6 Jahre
Bommel, 2 Jahre