Wenn die Katze unerkannt schleichend vergiftet

Lebererkrankungen

Unsere kleinen Freunde haben einige diverse Besonderheiten, die bei anderen Säugetieren nicht oder nur selten zu finden sind. 

 

Katzen sind aufgrund einer Art Gendefekt nicht in der Lage, in der Leber ein bestimmtes Enzym namens Glucuronyltransferase zu bilden. Daher können sie bestimmte Stoffe nur unzureichend verstoffwechseln. Nimmt die Katze diese unverträglichen Stoffe auf, wirken sie lebertoxisch und das Tier vergiftet langsam oder – je nach Dosierung – schnell. Erhöhte Leberwerte sind dann die Folge bis hin zu Leberversagen. 

 

Phenole lösen bei Katzen unterschiedlich starke Vergiftungen aus - es kommt auf Art und Menge an. Nicht immer ist die Wirkung sofort und unmittelbar. Wir alle kennen ja den alten Spruch „Die Dosis macht das Gift“. 

 

Es gibt so einiges phenolhaltiges, dass Katzen auf gar keinen Fall bekommen sollen. Bekannt ist da z. B. insbesondere Paracetamol. Wenn Katzen dieses bekommen, wird es lebensgefährlich. Da aber grundsätzlich und immer gilt, dass man seiner Katze niemals, wirklich niemals, ohne Verordnung des Tierarztes Medikamente aus dem Humanbereich gibt, sollte dies hoffentlich kein Thema sein. 

 

Aber natürlich gibt es noch sehr viel mehr. Dann gibt es auch einiges, dessen Phenolgehalt zwar auch unverträglich ist, aber lediglich bei UNSACHGEMÄßER DOSIERUNG (zu viel oder zu lange), z. B. Teebaumöl. Zum Teebaumöl möchte ich sagen, dass ich persönlich der Meinung bin, dass es man grundsätzlich gar nicht geben sollte, statt sich Gedanken darüber zu machen, wie viel die Katze wohl vertragen könnte, ohne, dass sie Schaden nimmt. Teebaumöl gehört zu den Stoffen, die der Katze das Leben kosten (können). 

 

Auch sehr sehr viele Kräuter und andere Pflanzen enthalten Phenole. Es ist also nicht ratsam, dies einer Katze regelmäßig bzw. über einen längeren Zeitraum zu geben, wenn man nicht weiß, ob und wieviel Phenol die Kräutlein enthalten. Dazu fällt mir übrigens Schwarzkümmelöl ein, was jedes Jahr im Frühjahr/Sommer von Halter:innen eingesetzt wird, um Zecken vom Tier wegzuhalten. Die Katze wird nicht sterben, wenn sie eine gewisse Zeit Schwarzkümmelöl über Futter erhält. Aber je nach körperlicher Konstitution, Alter und vorhandenen (und evtl. bis dato unbekannten) Erkrankungen könnte es mehr oder weniger schnell zu gesundheitlichen Problemen kommen, was sich an erhöhten Leberwerten zeigt, was wiederum ein Zeichen ist, dass sich so viel Phenol angereichert hat, dass der Körper mit dem Abbau nicht nach kommt. 

 

Ich habe bewusst darauf verzichtet, hier lange Listen aufzuführen. Die Menge an unverträglichen Medikamenten, Produkten, Pflanzen lässt sich hier unmöglich aufzählen. Mir ist wichtig, dass ihr wisst, dass es Phenole gibt und damit Vorsicht geboten ist, weil ihr heute erfahren habt, dass die Leber der Katze halt ein bisschen anders ist. 

 

Übrigens: Ebenso sollte man im Haushalt aufpassen. Phenole sind nämlich auch in Reinigungsmitteln und kosmetischen Produkten etc. enthalten 

 

Dazu fällt mir der Fall eines größeren Mehrkatzenhaushaltes ein: Frauchen interessierte sich für eine Behandlung bei mir. Sie hatte 7 Katzen, wovon 2 exorbitant erhöhte Leberwerte aufwiesen und eine Katze eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung hatte. Die Leberwerte von den beiden Katzen waren so hoch, wie ich sie noch nie sah (und das will was heißen). Die Tiere waren auf der Zielgeraden ins Leberversagen. Natürlich war dementsprechend das Allgemeinbefinden gestört: Müdigkeit, Lustlosigkeit, Appetitlosigkeit und tägliches Erbrechen waren an der Tagesordnung und bestanden schon viele Monate. Die diagnostizierendenTierärzte wussten nicht wo das Problem seine Ursache hatte - vor allem, weil 2 bzw. 3 Katzen mit gleicher Symptomatik betroffen waren. 

 

Ich begann bei den Katzen sofort mit der Behandlung von Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse, um insbesondere das Leberversagen auszubremsen und Zeit zu gewinnen. Klar war aber, dass ich herausfinden musste, wo die Ursache lag. Infrage kamen aufgrund des Vorgesprächs für mich nur ein parasitärer Befall oder eine Intoxikation (Aufnahme von unverträglichen Substanzen/Giften). Der parasitäre Befall konnte mittels Untersuchung beim Tierarzt ausgeschlossen werden, also blieb nur die Intoxikation. Giftige Pflanzen gab es im Haushalt und Garten nicht – ebenso auch keine Pflanzenschutzmittel o. ä. Im Rahmen meiner Fallaufnahme wurden lange Fragebögen ausgefüllt und ausgewertet, anhand derer ich mir ein Bild von den Lebensumständen der Tiere machte. Und siehe da, ich wurde fündig. Frauchen putzte mit einem Laminatreiniger eines bekannten Herstellers. Den Reiniger hatte ich direkt im Verdacht. Ich riet, diesen vorsichtshalber ab sofort nicht mehr zu benutzen. Die Substanzen haften am Laminat, die Katzen laufen darauf und nehmen kleine Menge auf die Pfoten auf. Wenn sich das Tier die Füße leckt, gelangen die Substanzen in kleinen Mengen in den Körper - über Tage, Monate und Jahre reichern sie sich nach und nach im Körper an. 

Ich recherchierte dann die Inhaltsstoffe des Laminatreinigers und Bingo: Der Reiniger enthielt nennenswerte Mengen an Phenol, nebst einigen anderen Substanzen, die auch nicht ins Tier hinein gehören. Gut, dass nun nicht mehr damit geputzt wurde, so war gewährleistet, dass die Katzen keine weiteren Schadstoffe mehr aufnahmen. Die Behandlung sorgte des Weiteren dafür, dass die Leber Hilfe beim Abbau der Substanzen bekam. Einige Wochen später wurde eine Katzen im Rahmen einer anderen Sache dem Tierarzt zur Blutentnahme vorgestellet und wir stellten fest, dass sich die seinerzeit bedrohlich hohen Leberwerte mehr als halbiert hatten – die Katzen waren also auf dem Weg der Besserung, weil die Ursache abgestellt war und die Behandlung anschlug. Allen Tieren ging es bald wieder gut und sie wurden wieder fit und agil. Übrigens: Das gilt auch für Stoffe, die über die Atmung aufgenommen werden, wie Duftkerzen und -öle, Raumsprays, Kräuterräucherung etc. Diese verursachen gleiche Probleme. 

 

© Marion Frömming 

Tierheilpraktikerin 

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