Anämie bei der Katze

Wenn Viren, Mykoplasmen & Co. das Blut schädigen

Unter einer Anämie versteht man den Mangel an roten Blutkörperchen, den sogenannten Erythrozyten. Die Erythrozyten haben die sehr wichtige Funktion, den Sauerstoff durch den Körper zu transportieren. Der Sauerstoff bindet sich an den roten Farbstoff (Hämoglobin), welcher sich in den Erythrozyten befindet. So gelangt der Sauerstoff in alle Regionen des Körpers. Damit haben Erythrozyten also eine lebenswichtige Aufgabe, denn je weniger Erythrozyten, desto weniger Sauerstoff kommt an die Zellen. 

 

Es gibt verschiedene Gründe, warum eine Katze eine Anämie entwickelt: 

 

Durch eine Blutung 

Zum Beispiel können dauerhafte Reizungen im Magen-Darm-Trakt oder anderen Stellen im Körper eine dauerhafte, leichte Blutung verursachen. Das Blut sickert permanent und langsam aus. Nicht nur dauerhafte Entzündungen können dies verursachen, sondern auch bestimmte Tumorarten, wie z.B. ein Hämangiosarkom können zu leichten oder auch schweren Blutungen führen. Tritt permanent Blut aus dem Gefäßsystem aus, verursacht dies in der Folge eine Anämie. 

Des Weiteren kann auch eine verlangsamte Gerinnung (z.B. durch Rattengift, immunbedingte Veränderungen oder durch Parasiten) Einblutungen verursachen. Der Körper hat zu wenige Blutplättchen (Thrombozyten), die die Aufgabe haben, die Wunden „zu verkleben“, damit die Blutung vor Ort zum Stillstand kommt. 

 

Aufgrund einer Behinderung der Blutproduktion im Knochenmark 

Wenn das Knochenmark geschädigt wird, kann die Blutproduktion nicht mehr oder nur unzureichend erfolgen. Die häufigsten Gründe hierfür sind eine Suppression durch das  Felinen Leukämievirus (FeLV/Leukose) und bei FIP (Feline infektiöse Peritonitis). Des Weiteren können Tumore, ein Eisenmangel, Parasiten oder eine Fehlsteuerung des Immunsystems das Knochenmark so schädigen, dass kein Blut mehr gebildet werden kann. Auch bei schweren Nierenschädigungen kann dies passieren, wenn die Nieren nicht mehr ausreichend den blutbildenden Stoff Erythropoietin entsenden. 

 

Durch Zerstörung/Untergang der Erythrozyten 

Bestimmte Parasiten (Rickettsien) oder Blutbakterien/Mykoplasmen (Mycoplasma haemofelis / Candidatus Mycoplasma haemominutum / Candidatus Mycoplasma turicensis) dringen in die roten Blutkörperchen ein und zerstören sie.  

Weitere Gründe 

  • Gifte 
  • Fehlsteuerungen des Immunsystems (Autoimmunes Geschehen) 
  • unbekannte Gründe = idiopathische Anämie

  

Symptome einer Anämie 

 

Sofern eine Katze nicht stark blutet aufgrund eines Unfalls, offenen Tumors o.ä., entwickelt sich eine Anämie oftmals schleichend und für die Halter meist unerkannt. Irgendwann fallen die Symptome dann aber doch auf:
 

  • blasse (Schleim)Häute: Zahnfleisch und Maulschleimhäute fallen als erstes auf, da sie den Haltern sehr hell erscheinen und auch der Nasenspiegel (sofern die Katze ein rosa Näschen hat) sind auffallend hell bis porzellanfarben. 
  •  Apathie/Abgeschlagenheit: Die Katze wirkt schlapp und schläft sehr viel. Sie ist schlecht zu motivieren. 
  • Veränderte Körpertemperatur 
  • Veränderte Atemfrequenz/Atemnot/schneller Puls 
  • Austritt von Blut (z.B. Blutbeimengung in Kot oder Urin) oder Einblutungen in die Haut 

 

Diagnostik 

Der erste und wichtigste Schritt ist eine Blutuntersuchung, mit der sich der Tierarzt einen Überblick über den Schweregrad der Anämie verschafft. Bei schweren Verläufen kann neben Flüssigkeits- und Wärmezufuhr eine Bluttransfusion die erste entscheidende Hilfsmaßnahme sein, um Zeit für die Ursachenfindung zu gewinnen. 

 

Zur Ursachenfindung können folgende weitere diagnostische Schritte hilfreich sein: 

  •  Bluttestung auf FeLV, FIV und FIP (bitte immer ELISA- + PCR-Verfahren, um sicherzugehen!) 
  • -Bluttestung auf Blutparasiten, z.B. Rickettsien und Mykoplasmen. Bei den Mykoplasmen sei gesagt, dass mittels PCR-Verfahren auf folgende Erreger getestet werden sollte: Candidatus Mycoplasma turicensis, Mycoplasma haemofelis und Candidatus Mycoplasma haemominutum. 
  • Bildgebende Verfahren mittels Sonographie (Ultraschall) oder CT, um eventuelle Blutungen ausfindig zu machen 
  • Untersuchung von entnommenen Proben von veränderten Organen 

 

Zusammenfassung 

Ursachen für eine Anämie gibt es viele, die o. g. sind häufig auftretende Gründe. Es ist also wichtig und unabdingbar, den Grund für die Anämie zu finden, denn danach richtet sich die Behandlung. Es macht einen Unterschied, ob die Katze eine Anämie aufgrund von FeLV hat (keine Behandlung mehr hilfreich!) oder ob sie eine entzündlich bedingte Einblutung im Darm hat (Behandlung: Beseitigung der Entzündung) oder ob sie aufgrund von Eisenmangel zu wenig rote Blutkörperchen hat (Behandlung: Substitution von Eisen und Anregung der Eisenverwertbarkeit im Körper) oder ob die Katze Blutparasiten (Rickettsien) oder Blutbakterien (Mycoplasma haemofelis / Candidatus Mycoplasma haemominutum / Candidatus Mycoplasma turicensis) hat (Behandlung: Adäquate und dauerhafte Unterstützung des Immunsystems mit verschiedenen Therapien). Gerade bei parasitärem Geschehen werden seitens der Schulmedizin gern Antibiotika und Cortison verabreicht. Mykoplasmen reagieren weder auf Antibiotika (das hat mit ihrem Zellaufbau zu tun) und erst recht nicht auf Cortison (das lässt sie nur noch weiter zahlenmäßig anwachsen, weil das Immunsystem reduziert wird, was der aus meiner Sicht ein kontraproduktiver Behandlungsansatz ist). Diese „Therapien“ werden übrigens auch bei FeLV-indizierter Anämie „gern“ durchgeführt, was ich ebenfalls für einen großen Fehler halte, denn es schürt die Hoffnung des Halters auf Besserung und die wird es nicht geben. 

 

Fazit: 

Bei Anämien, die durch den TA nicht behandelbar sind, lohnt es sich immer, den Tierheilpraktiker seines Vertrauens hinzuzuziehen, um die Ursachenforschung und/oder Therapie anzugehen. 

 

© Marion Frömming 

Tierheilpraktikerin 

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