Erkrankungen des Verdauungstraktes – angefangen im Maul über die Organe Magen, Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse bis hin in den Darm – sind Tagesgeschäft in den Tierheilpraxen. Darmprobleme sind für Tierhalter beinahe am offensichtlichsten, da schnell auffällt, wenn Kot zu weich oder zu hart ist. Bei anhaltenden Problemen sucht man dann Hilfe in der Tierarztpraxis seines Vertrauens. Manchmal helfen die verordneten Einzelpräparate aber nicht. Gerade bei Verstopfungen (Obstipationen) ist der Leidensdruck hoch, denn zum einen quält sich der kleine Liebling sichtlich, den harten Kot kügelchenartig loszuwerden und zum anderen wird es kritisch bis gefährlich, wenn ihm dies nicht gelingt. Der Kot staut an und es kommt ggf. zu einem Verschluss. Katzen, die sowieso kaum Flüssigkeit aufnehmen und sich je nach Haltungsart wenig bewegen, können massive Probleme entwickeln. Von einer falschen Ernährung und seiner Auswirkung auf das Darmgeschehen möchte ich gar nicht erst anfangen. Anmerkung: Bei Maine Coon-Katzen beobachte ich eine starke Neigung zu Verstopfungen. Bei dieser Rasse gibt es eine Disposition zur verringerten Darmmoblität. Das bedeutet, dass sich der Darm verlangsamt (und je nach Grundproblem unter Umständen gar nicht) bewegen kann bzw. seinen Dienst einstellt.
Nicht selten werde ich gefragt, was man seinem Tier geben kann, damit die Darmprobleme aufhören. Meine Antwort dazu lautet: „Kommt auf den Befund an…“ Es ist auch dort, wie mit allen anderen Erkrankungen: Man muss erst einmal eine Untersuchung durchführen und einen Befund erheben.“ Keine Behandlung ohne zu wissen, was los ist. Das sieht in der Praxis dann so aus, dass Kot ins Labor geschickt wird, eine bakteriologische Untersuchung durchgeführt wird und das Ergebnis dann genau angeschaut werden muss. Welche Bakterien fehlen, welche sind zuviel, wie ist der ph-Wert, wie sehen weitere angeforderte Parameter aus (die je nach Beschwerdebild des Tieres ausgewählt werden)? Mit einer Kotuntersuchung ist es wie mit einer Blutuntersuchung: Einzelne Parameter sind wenig aussagekräftig. Man muss die Puzzlesteine in Zusammenhang bringen – dann wird ein Bild daraus. Erst wenn man das Bild erkennt, kann man erfolgreich behandeln. Dazu gehört unter Umständen auch, die Ernährung umzustellen.
Leider zeigt die Erfahrung, dass die meisten Halter "aussteigen", wenn man nicht mit einem schnellen Tipp aufwartet, sondern erklärt, dass erst einmal untersucht werden muss. Das finde ich extrem schade für das Tier, denn bei anhaltendem Ungleichgewicht im Darm, werden sich über kurz oder lang andere Erkrankungen einstellen. Wer weiß schon, dass z.B. eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, Blasenentzündung, Ohrentzündung, Haut- und Fellprobleme, Atemwegsprobleme etc. mit dem Darm in Zusammenhang stehen (können)? Dies alles gilt natürlich auch für die Menschen. Kaum jemand macht sich eine Vorstellung davon, wie gestört die Darmgesundheit von Mensch und Tier ist – auch wenn keine offensichtlichen Probleme bestehen.
Ich möchte dafür werben, dem Darm mehr Beachtung zu schenken – über eine parasitologische Untersuchung hinausgehend. Schon die alten Heiler wussten: „Der Tod sitzt im Darm – die Gesundheit auch.“
© Marion Frömming
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