Circle of Life: Und plötzlich heißt es Abschied nehmen 

Sterbebegleitung

Wir sehen diese eine kleine Fellnase und es macht zoom... Wir wissen, dies ist das Tier, das zu uns gehört – dieser eine schüchterne Blick, dieses eine liebevolle Köpfchengeben, vielleicht auch eine ängstliche Geste. So nehmen wir sie mit... mit in unser Leben... mit in unser Herz.

Wir erleben so vieles mit ihnen: Freude, Leid und Ärger. Sie sind tierische Freunde, Vertraute, Seelenverwandte, Trost in schweren Stunden, sie bringen uns zum Lachen und oft auch zum Weinen. Wir sorgen uns um sie und manchmal fragen wir uns, warum wir uns das alles antun, wenn die Last der Sorge und Angst zu groß wird. Sie bedeuten uns so viel, aber vor allem sind sie eines für uns: Familienmitglieder, die wir aus tiefstem Herzen lieben. Welche Liebe könnte bedingungsloser sein, als die zu unseren tierischen Freunden? Wir und sie knüpfen keine Bedingungen an die Liebe – wir nehmen uns gegenseitig wie wir sind. Menschen untereinander schaffen das selten und darum ist diese Liebe zu unseren kleinen Freunden so wichtig für uns. 

Die Jahren fliegen dahin, wir erleben so viel und plötzlich sehen wir uns mit dem Unvermeidlichen konfrontiert, das wir gern über all die Zeit verdrängten.

Wir hören die Diagnose. Wir hören sie, verstehen sie aber nicht. Wir wollen sie nicht verstehen, denn wenn wir sie verstehen, werden wir akzeptieren müssen. Doch es hilft nichts, der Weg ist bestimmt und wir befinden an der Ziellinie der gemeinsamen Zeit. Der Tag des Abschiednehmens ist da - Gevatter Tod klopft an die Tür und wir müssen ihn einlassen, ob wir wollen oder nicht. 

Und so gehen wir den härtesten aller Wege -  diesen einen letzten Weg ohne Rückkehr, der uns das Herz zerreißt und von dem wir glauben, dass wir ihn nie verwinden werden. 

Unsere kleine Fellnase spürt, dass seine Zeit hier auf dieser Erde zu Ende geht, doch es nimmt das Schicksal besser an. Mutter Natur gab ihm mit auf den Weg, dass es ein Teil des Kreislaufs des Lebens ist. Es denkt nicht zurück in die Vergangenheit und es denkt auch nicht in die Zukunft, sondern es befindet sich im Hier und Jetzt und so nimmt es sein „Schicksal“ an. Wer es trotz Schmerz schafft, das Herz geöffnet zu halten wird im Blick seines Tieres erkennen, „dass es gut ist, wie es ist“ - also, dass es selbstverständlich ist, sich dem Kreislauf des Lebens und des Sterbens zu fügen. Dies ist eine Botschaft, die viele Tiere ihren Halter:innen vermitteln. 

Wir halten unser Tier im Arm – ein letztes Mal. Unser Herz bricht, während sich unser kleiner Liebling auf die Reise macht. Wir haben ihn bis zur Regenbogenbrücke so tapfer begleitet und ihn nicht auf seinem letzten Weg allein gelassen, wir sind bei ihm geblieben.

Nun ist seine Seele fort und wir sind untröstlich, wütend, voller Selbstvorwürfe, wir sind traurig, wir heulen uns die Augen aus dem Kopf, wir durchleben die volle Palette aller Emotionen und meinen nie wieder fröhlich sein zu können. Wir fühlen uns von Gott oder dem Schicksal betrogen und bestraft, wir quälen uns mit dem Vorwurf, es nicht noch besser gemacht zu haben. Wir ergehen uns in Selbstanschuldigungen, weil wir vermeintliche Fehlentscheidungen trafen. Wir fühlen uns schuldig – schuldig, es nicht besser gemacht zu haben.

Aber wir vergessen all zu oft, dass wir stets nach bestem Wissen und Gewissen und nach genauem Abwägen der Möglichkeiten handelten – immer so, wie es uns zu diesem Zeitpunkt mit unserem Wissen und Gewissen möglich war. Hinterher meinen wir schlauer zu sein.  

In all den vermeintlich negativen Empfindungen sollten wir aber nicht vergessen, welch wundervolle Zeit wir mit diesem einen speziellen tierischen Freund hatten. Wir denken kaum darüber nach, dass wir einer kleinen Seele ein Zuhause voller Liebe gaben und diese Liebe erwidert wurde. Wir können gar nicht glauben, dass dies genug gewesen sein soll – hätten wir es doch noch besser machen können... Oh nein, das hätten wir nicht, denn unser Tier hatte ein wundervolles Leben mit dem kostbarsten, was es auf dieser Welt gibt: DER LIEBE. Was könnte es schöneres geben, als aufrichtigen Herzens zu lieben und geliebt zu werden? Ja, die gemeinsame Zeit ist nun vorbei, aber unser Herz sollte nun erfüllt sein mit Dankbarkeit, dass wir sie erleben durften. 

Lasst die positiven Gedanken über die negativen Emotionen siegen – diese Erinnerungen ehren das Andenken an den kleinen Freund und wertschätzen unser Sein und Tun. 

© Marion Frömming 

Tierheilpraktikerin 

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