Die Nieren haben vielfältige Tätigkeiten:
- Ausscheiden von Stoffwechsel-Endprodukten und Fremdstoffen
- Regulierung des Blutdrucks
- Regulierung des Säure-Basen-Haushalts
- Regulierung des Elektrolyt- und Wasserhaushalts
- Bildung von verschiedenen Hormonen (u.a. zur Bildung von roten Blutkörperchen).
Man kann also erahnen, dass eine nicht vollständige Nierenfunktion auch Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann.
Bei den meisten Katzen lässt im Laufe der Jahre die Nierenfunktion nach und eine chronische Nierenerkrankung (CNE) schleicht sich ein.
Als einer der Hauptursachen steht eine dauerhaft unzureichende Flüssigkeitsaufnahme im Fokus. Eine Katze trinkt von Natur aus zu wenig und somit verfügt der Körper nicht über ausreichend Flüssigkeit, um harnpflichtige Substanzen auszuspülen. Der Urin ist infolge mangelnder Wasseraufnnahme deutlich konzentrierter, also weniger Flüssigkeit bei gleichbleibender Menge Ausscheidungssubstanzen. Man erkennt es bereits an der stark gelben bis orangen Farbe und oft auch am starken Uringeruch.
Der Umstand des Flüssigkeitsmangels wird durch das Fressen von Trockenfutter deutlich verstärkt. Um es verwertbar machen zu können, benötigt der Organismus viel Flüssigkeit. Wenn diese dann aber nicht ausreichend vorhanden ist, kommt es zu einer großen Belastung des Körpers - er zieht Wasser ab, wo es geht, was wiederum Schwierigkeiten andernorts mit sich bringt. Wer z. B. regelmäßig mit Blutbildern von Katzen beschäftigt ist weiß, dass bestimmte Parameter bei Katzen meistens erhöht sind, die darauf hinweisen, dass das Tier zu wenig Flüssigkeit im Körper hat.
Die Argumentation, die Katze würde viel trinken und somit läge sicher kein Flüssigkeitsdefizit vor, mag ich so nicht stehen lassen, denn es sollte eher beunruhigen, wenn die Katze auffällig viel trinkt, da dies ein Hinweis auf eine ernstzunehmende Erkrankung, wie z. B. Diabetes mellitus sein kann.
Zum anderen benötigt die Katze insgesamt die 5fache Menge an Wasser, um das Trockenfutter-Flüssigkeitsdefizit ausgleichen zu können.
Am Rande: Man stelle sich mal vor, wie es sich für uns Menschen anfühlen würde, wenn wir ausschließlich oder zum großen Teil von trocken Brot und wenig Wasser leben müssten, ohne etwas Frisches, Saftiges bekommen zu können. Wie würden wir uns da fühlen?
Grundsätzlich ist ein hochwertiges Nassfutter mit einem hohen Fleischanteil oder die artgerechte Rohfütterung (BARF) vorzuziehen, weil die Katze hierüber auf natürliche und schmackhafte Weise Flüssigkeit (ca. 79 % Flüssigkeitsanteil im Futter) aufnimmt. Dies ist deutlich unbelastender als das trockene Futter. Wer noch einen Schuss Wasser in die nasse Nahrung hinzu gibt, hat zumindest alles getan, um vorerst alle Eventualitäten der "hausgemachten" Harnwegebelastungen auszuschalten.
Eine Katze sollte auch zum zusätzlichen Trinken animiert werden. Trinkbrunnen oder das Anbieten anderer Flüssigkeiten (z. B. selbstgekochte "dünne"Hühner- oder Fischbrühe ohne weitere Zusätze) regen die Katze zur weiteren Flüssigkeitsaufnahme an.
Wichtig ist auch zu wissen, dass der Wassernapf der Katze bitte niemals neben den Futternapf gehört. Dies stört die Futter- und vor allem die Wasseraufnahme. Manche:r Halter:in war erstaunt zu sehen, wie viel mehr die Katze plötzlich trank, als der Wassernapf weit vom Futter entfernt platziert wurde. Mehrere Trinkmöglichkeiten verschiedener Art über das Revier der Katze verteilt, sind eine willkommene Aufforderung, zwischendurch Flüssigkeit aufzunehmen.
Sollte Ihre Katze dennoch eine CNI entwickeln oder vielleicht sogar schon haben, sollte dies kein Grund zur Panik sein. Die Nieren sind zwar nicht mehr heilbar, aber der Verlauf der Erkrankung kann über naturheilkundliche/ homöopathische Verfahren ausgebremst werden. Meine Patienten bekommen übrigens KEIN Nierendiätfutter! Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass Katzen mit fortgeschritten eingeschränkter Nierenfunktion noch eine gute und lange Lebenszeit haben können. Keine der mir anvertrauten Patienten starb aufgrund der CNI.
Um eine Nierenfunktionsstörung frühzeitig erkennen und behandeln zu können, sollte die Katze unbedingt regelmäßig - am besten jährlich - einen tierärztlichen Checkup erhalten. Eine Untersuchung des Blutes gibt Aufschluss, wie es um die entsprechenden Nierenparameter bestellt ist.
© Marion Frömming
Tierheilpraktikerin
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