Wenn unsere Lieblinge totkrank sind, ist eine angepasste Ernährung, die medizinische Versorgung und das Schaffen von lebenswerten Umständen meist im Fokus des gemeinsamen Zusammenlebens. Wir Menschen versuchen das gesundheitliche Defizit so gut wie möglich auszugleichen, um mehr Lebenszeit und –qualität für das Tier zu erreichen. Das bedeutet unter Umständen viel Arbeit und Betriebsamkeit, die uns allerdings gar nicht so ungelegen kommt, lenkt sie doch von „negativen“ Gefühlen, wie Angst und Trauer sowie dem eigenen seelischen Ungleichgewicht ab.
Mir ist in der Begleitung meiner Sterbefellchen Friedelchen, Anton, Oskar, Mariechen, Rosalie, Molly und Lieselchen mit der Zeit bewusst geworden, dass es nicht nur wichtig ist, für die „äußere Balance“ der o.g. Punkte sorgen, sondern noch viel mehr das Augenmerk auf die „innere Balance“ zu richten. Mit der „inneren Balance“ meine ich natürlich nicht, dass man so erleuchtet ist, dass man keine „negativen“ Gefühle mehr hat und vor aller Augen eine bühnenreife Leistung positiven Denkens vollbringt, sondern, dass man sich bewusst macht und immer wieder in Erinnerung ruft, wie wichtig es ist, aus tiefster Seele in voller Aufmerksamkeit und mit allen Sinnen bei seinem Tier zu sein.
Es bedeutet für mich auch, die Bodenhaftung nicht zu verlieren und den Schmerz zu (er)leben, in der Gewissheit, dass dieser nicht das Ende der Welt bedeutet. Er fühlt sich nach Weltuntergang an, ist aber keiner – das ist ganz sicher.
Ich erkenne die gnädige Gunst der Stunde, dass die Momente der inneren Verbundenheit jetzt und hier gelebt werden sollten, weil sie nicht wiederholbar sind. Daran soll mich der Schmerz über das, was kommen wird, nicht hindern. Diese Augenblicke sind ein Geschenk für mein Tier und für mich. Aus diesem Bewusstsein heraus können wir unsere Gegenwärtigkeit verstärken und unsere Liebe positiv auf unser Tier lenken. Wir können es dann vielleicht akzeptieren, dass der Abschied nah ist, es sich aber irgendwie legitim anfühlt, das Schätzchen loszulassen und es ihm von Herzen zu gönnen, sein Leben hier in der Ruhe und in der Anwesenheit derer beenden zu dürfen, die ihm immer lieb und teuer waren. Dies alles gilt nicht nur in der finalen Lebensphase der letzten Stunden, sondern schon mit Bekanntwerden des Unvermeidbaren – also vielleicht schon viele Tage, Wochen oder Monate zuvor.
Mir ist es sehr wichtig, meinen Tieren das Gefühl vermitteln zu können, dass sie beruhigten Herzens das irdische Leben verlassen können. Ja, ich bin sehr traurig, aber nicht (mehr) untröstlich. Es macht mich glücklich, meinen Tieren auf ihrem letzten Weg eine gestandene und unterstützende Begleiterin sein zu dürfen, die man guten Gewissens im irdischen Leben zurücklassen kann. So lässt es sich in Ruhe über die Regenbogenbrücke gehen.
Diese Einstellung geriet aufgrund der schnell aufeinander folgenden Verluste meiner FeLV-Katzen ins Wanken, aber eben nur ins Wanken, sie fiel nicht in sich zusammen. Diese vielen Verluste in kurzer Zeit waren emotional definitiv etwas „für Fortgeschrittene“, machten mir aber noch einmal deutlicher, wie wichtig mir Sterbebegleitung und meine damit verbundene innere Einstellung zu meinen Tieren ist und weiterhin bleiben wird.
Ich werde sehen, was das Leben und die kleinen Fellnasen noch für Überraschungen für mich bereit halten. Es ist in jedem Fall spannend, was mich meine Tiere bisher lehrten und noch lehren werden. Dafür will ich offen bleiben und vielleicht sind wir dadurch für andere eine Inspiration, den Blick in eine neue Richtung zu lenken… Das wäre schön...
© Marion Frömming
Tierheilpraktikerin
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